Konventionelle
Basswiedergabe in akustisch kleinen Räumen
In
akustisch kleinen Räumen
- dazu zählen auch große Wohnräume - ist
eine hochwertige Basswiedergabe
mit herkömmlichen monopolar abstrahlenden Boxen in
stereophoner Konfiguration
praktisch nicht zu erreichen. Gleiches gilt für einzelne
monopolar
abstrahlende Subwoofer.
Die Anforderungen an die
Wohnraumakustik
unterhalb der Schröderfrequenz des Raums - in typischen
Wohnräumen liegt diese Frequenz meist zwischen 100Hz
und
200Hz - sind mit dieser herkömmlichen Konfiguration extrem
hoch.
Eine geeignete Absorbtion in diesem durch Raumresonanzen
(Raummoden)
geprägten Frequenzbereich ist nur mit erheblichem Aufwand
herzustellen. Dieser Aufwand u.a. zur Installation von Tieftonabsorbern
übersteigt im Hinblick auf Planung und Platzbedarf in der
Praxis
die zumutbaren Grenzen für einen Privatkunden. Planung und
Ausführung können - wenn überhaupt - nur von
spezialisierten Unternehmen erbracht werden, da HiFi- aber auch
High-End Handel mit diesen Tätigkeiten in der Regel
überfordert sind.
In
der Folge wird selbst bei High-End
Anlagen meist eine Basswiedergabe im Wohnraum toleriert, die in ihrer
Ausgewogenheit und Impulswiedergabe weit unterhalb eines
wünschenswerten Qualitätsniveaus liegt.
Über die
Schwächen von
Systemen zur "digitalen Raumkorrektur" mittels Faltung der
Impulsantwort im Zeitbereich wurde hier an anderer Stelle
bereits berichtet: Der Nutzen solcher Geräte und deren
Konfiguration ist nur auf einen
eng umgrenzten Hörplatz beschränkt und kann u.a.
deshalb das
raumakustische Problem nicht lösen, weil nicht an der Ursache
-
der Interakion zwischen Lautsprechern und Raum - angesetzt wird. Es hat
sich jedoch bewährt, moderate Korrekturen mithilfe parametrischer
Equalizer durchzuführen, welche auf eine ausgewogene
Basswiedergabe innerhalb einer größeren Hörzone
abzielen. Dies gilt besonders dann, wenn eine optimale Platzierung von
Subwoofern im Raum aus praktischen Gründen nicht möglich ist.
Es
existiert keine
hochwertige Klangwiedergabe ohne einen ausgewogenen Tieftonbereich,
auch wenn dies immer wieder erfolglos versucht wird: Resonante
Schwingungszustände des Raums im Tiefton sind nicht nur
für
die Basswiedergabe selbst qualitätsmindernd, sondern wirken
gehörphysiologisch durch Verdeckungseffekte bis weit in den
Mitteltonbereich hinein. Eine zu stark durch Raumresonanzen geprägte Basswiedergabe verhindert, daß andere
Qualitäten
der Gesamtwiedergabe erfahren oder beurteilt werden
können. Vieldiskutierte Klangnuancen z.B. zwischen
verschiedenen
Verstärkern und selbst Kabeln und Zubehör
verschwimmen in
Anwesenheit einer unausgewogenen Basswiedergabe zu nicht
reproduzierbaren Meinungsäußerungen
einzelner
Hörer.
Dipol- und Cardioid
Tieftonsysteme: Die Herausforderung der industriellen UmsetzungIn
bestimten Segmenten des High-End Marktes und in der Szene der
"kompromisslosen Selbstbauer" hat die Basswiedergabe über
Dipol-
und Cardioidsysteme sich bereits einen festen Platz erobert. Auch im
Studiobereich sind die Vorteile von Systemen mit kontrollierter
Richtwirkung im Tieftonbereich bereits seit langem bekannt. Diese
Systeme
ermöglichen eine ausgewogenere und verminderte Anregung von
Raummoden. Sie sind in der Präzision der Basswiedergabe
(Modulations Transfer Funktion) besonders unter typischen
Wohnraumbedingungen weit überlegen, wenn für richtige
Platzierung und Orientierung der bei diesen Systemen vorhandenen
Richtwirkung im Hinblick auf den Tieftonbereich gesorgt wird.
Warum
setzen sich diese Systeme bisher nicht allgemein für die Anwendung in Wohnräumen durch ?
Gründe
sind neben dem üblichen Festhalten am Althergebrachten vor
allem
in den gesteigerten Kosten für eine tiefreichende
Basswiederabe
mit Dipol- und Cardioid Systemen zu suchen sowie einem oft immensen
Platzbedarf für Bauformen, welche sich durch die
großen -
scheinbar benötigten - Membranflächen nicht in das
Erscheinungsbild von Wohnräumen integrieren.
Die
erreichbaren Wirkungsgrade und Maximalpegel der bisher verfügbaren
kompakteren
Konstruktionen bleiben weit unterhalb praxisgerechter Grenzen und sind in
dieser Hinsicht gegenüber konventionellen monopolar abstrahlenden
geschlossenen und Bassreflex-Systemen nicht konkurrenzfähig.
Trotzdem
befindet sich der Markt bereits im Umbruch. Dipol- und Cardioidstrahler
setzen sich vor allem von den gehobenen Preissegmenten her durch und
bedienen vornehmlich ein Publikum, welches bisher noch
bereit ist, das raumgreifende Erscheinungsbild solcher Systeme oder -
im Falle kompakterer Konstruktionen - ihren erheblichen Bedarf an
Verstärkerleistung und geringen Dynamikumfang zu akzeptieren.
Eine neue Architektur kompakter
Dipol- und Cardioid TieftonsystemeDie hier exemplarisch vorgestellte Architektur ermöglicht sowohl die Ableitung konkreter kundenindividueller
Subwooferlösungen für den jeweiligen Wohnraum als
auch
Architekturlösungen für Hersteller hochwertiger
Lautsprechersysteme, welche die Vorteile einer kontrollierten
Richtwirkung im Tieftonbereich in eigene Produkte umsetzen
möchten. Die neue Konstruktionsweise ermöglicht
dabei eine erhebliche Verschiebung bisheriger Grenzen in den
leistungsbezogenen Größenrelationen solcher Systeme.
Möglich werden dadurch:
- Kompakte
Dipol Subwoofer mit sehr niedriger Grenzfrequenz und geringen
Abmessungen einsetzbar auch als einzelner Subwoofer in Mono Anwendungen: Dazu
gehört das radikale Verkleinern von Fullrange
Flächenstrahlern, deren Entwicklung oder Anschaffung geplant
ist. Ergänzt durch einen oder mehrere spezielle Dipol Subwoofer
kann selbst mit einem erheblich verkleinerten
Fullrange-Flächenstrahler (Elektrostat/Magnetostat) eine
Verbesserung
der Basswiedergabe gegenüber weit größeren
Modellen erreicht werden. Eine Steigerung der Grenzdynamik und die
deutliche Verringerung von Verzerrungen über das gesamte
Hörspektrum ist möglich, wenn typische
Folienlautsprecher von
tieffrequenten Anteilen entlastet werden. Ein klanglich in
Tiefbassqualität, Dynamik und Transparenz verbessertes Ergebnis
sind
ebenso Argumente für den Einsatz dieser Subwoofer, wie der oft im
Quadratmeterbereich liegende Zugewinn an freiem Sichtfeld im Raum. Die
bei den Flächenstrahlern einzusparenden Kosten entsprechen nicht
selten der Summe aus der Anschaffung des Subwoofers selbst, einem
optionalen Aufstellungs- und
Raumanpassungsservice sowie einem zusätzlichen Fernurlaub für
mehrere Personen. Die
größten Dipol Flächenstrahler benötigen ihre
Membranflächen im Quadratmeterbereich nur für die
Tiefbasswiedergabe und ziehen daraus klanglich im Mittel-Hochtonbereich
meist sogar Nachteile.
- Kompakte
Dipol Subwoofer mit großer Bandbreite für
stereophone Anwendungen: Hier
ergeben sich vergleichbare Anwendungen, jedoch mit erweiterten Kombinationsmöglichkeiten
und hohem Potential für Verbesserungen im Bereich der
Lautsprecher-Raum Anpassung.
- Cardioid
Woofer und Subwoofer mit sehr universeller Einsetzbarkeit
- Cardioid
Tief-Mittelton Systeme z.B. für den Einsatz als Stand- oder
Kompaktlautsprecher
Konstruktionsbeispiele
und Größenrelationen | Dipol Subwoofer
Übertragungsbereich.......26Hz ... 80Hz*
Abmessungen B x H
x T...88 x 34 x 27cm
Kennschalldruck...............86
dB Max. Schalldruck.............107 dB (57Hz, D=1m) ** Typische Klirrdämpfung....-38 dB Nominale
Impedanz...........4 Ohm
Entwicklungsstand...........Vorführbereit
Extrem kompakter
Dipol Subwoofer, unauffällige Platzierung in einer Raumkante
möglich.
* Empfohlener
Übertragungsbereich ** Aufstellung in Raumkante
|
| Cardioid Woofer
Übertragungsbereich.......28Hz ... 400Hz*
Abmessungen B x H
x T...55 x 38 x 27cm
Kennschalldruck...............86
dB Max. Schalldruck.............101 dB (57Hz, Halbraum, D=1m) Typische Klirrdämpfung....-37 dB Nominale
Impedanz...........4 Ohm
Entwicklungsstand...........Anfertigung möglich
Extrem kompakter Cardioid Woofer
*
Der Übertragungsbereich kann je nach Ausrüstung bis
in den Khz
Bereich erweitert werden. Es ergeben sich universelle
Einsatzmöglichkeiten vom Subwoofer bis hin zu einer 2-Wege Box. |
Dies sind nur
Beispiele aus einem
Kontinuum an Möglichkeiten. Anpassungen im Hinblick auf
Wohnraumgröße, spezielle Anforderungen der
Inneneinrichtung
sowie Modifikationen von Anschluss- und Leistungsdaten sind in
großer Vielfalt möglich. Zur Raumanpassung und Integration der Hauptlautsprecher können je nach Anforderung DSP
gesteuerte Aktivmodule verschiedener Hersteller eingesetzt werden:
- Bang&Olufsen
- HiFi Akademie
- Hypex
... um einige der bevorzugten Hersteller zu nennen.
Nahfeldmessungen mit reduziertem Raumeinfluss
Schalldruck Frequenzgang des Dipol Subwoofers im Bereich 20 .. 80Hz in 1m Entfernung,
gemessen auf Achse des Dipols (rot) und unter 45 Grad (blau), Glättung 1/2 Oktave
Wie oben jedoch Glättung 1/12 Oktave
Selbst
der kleine Beispiel-Subwofer zeigt ohne jegliche elektronische
Korrektur eine nahezu perfekte Übertragung der beiden untersten
Oktaven
des menschlichen Hörbereichs. Das aus den weiteren Messungen erkennbare gutmütige Übertragungsverhalten oberhalb
des bevorzugten Einsatzbereiches ermöglicht den Einsatz von
Filtern mit moderater Flankensteilheit und damit einen völlig
bruchlosen Übergang zu den Hauptlautsprechern sowie die Minimierung
von Phasendrehungen im Übergangsbereich. Der Subwoofer
verhält sich klanglich so, als ob die Hauptlautsprecher die
Basswiedergabe bestreiten würden und fällt durch keinerlei
hörbare Artefakte auf. Dies kann z.B. durch Kombination mit
hochpassgefilterten
Model 2 Fullrange Biegewellenwandlern als Hauptlautsprechern
demonstriert werden, die selbst keinen Subwoofer benötigen und
dadurch einen direkten A/B Vergleich ermöglichen. Für eine
höhere Grenzdynamik und verbesserte Raumanpassung ist der Einsatz
von zwei Subwoofern und/oder leistungsfähigeren Varianten möglich.
Messungen des Dipol Subwoofers im
Hörraum
Zwei
Schalldruckfrequenzgänge im Raum an unterschiedlichen Hörplätzen mit einem einzelnen Dipol-SubwooferHier
ergibt sich selbst mit dem kleinen "Basis" Subwoofer im Raum eine
untere Grenzfrequenz von 23Hz. Beide Kurven sind durch Variation des
Hörplatzes entstanden, eine Korrektur durch Equalizer fand nicht statt. Der Einfluss von Raummoden ist deutlich
erkennbar, jedoch ergibt sich eine ausgewogene Basswiedergabe hier
schon mit einem einzelnen Dipol-Subwoofer, der monophon angesteuert
wird. Bereits durch den Einsatz eines weiteren Subwoofers kann der
Einfluss von Raummoden für verschiedene
Hörplätze noch
weiter ausbalanciert werden. Die Aufstellungsorte in oder nahe den
Raumkanten müssen hierfür jedoch optimiert werden.
Korrespondierende
Phasengänge
Die
insgesamt flach verlaufende Phasenkennlinie im bevorzugten
Übertragungsbereich lässt ein hervorragendes
Impulsverhalten
erkennen.
Burst Decay
Mit
anderer Software gemessen: Burst Decay des linken Subwoofers im Raum
ca. 1m Abstand, 45 Grad zur Dipol-Achse. Die Messung ist ohne
Zeitfenster ausgewertet und enthält somit den vollen Raumanteil
(!) am Messplatz.
Beispiel für eine Raumkompensation durch mehr als einen Dipol Subwoofer
In
diesem Beispiel wurden 2 Subwoofer an verschiedenen Positionen im Raum eingesetzt. Die Frequenzgänge
der einzelnen Subwoofer an einem bestimmten Hörplatz wurden zunächst einzeln vermessen und
dann summiert. Zur Veranschaulichung des Einflusses von
Raummoden und deren Kompensation werden hier Diagramme mit zwei unterschiedlichen Glättungen dargestellt.
Zwei
Schalldruckfrequenzgänge im Raum an jeweils demselben Hörplatz mit 2 unterschiedlich
platzierten Dipol-Subwoofern: Subwoofer 1 (rot), Subwoofer 2 (blau), Summe (grün),
Glättung im 1/2 Oktav Fenster
Wie oben, jedoch Glättung im 1/12 Oktav Fenster
Im
Unterschied zu einer behaupteten "digitalen Raumkorrektur" durch
Modifikation der Impulsantwort eines einzelnen Subwoofers oder der
Stereolautsprecher vermindert diese Methode
die Varianz des Schalldruckverlaufs über den gesamten Raum,
da die
Modenanregung tatsächlich ausgewogener stattfindet. Eine Korrektur durch einen digitalen Signalprozessor (DSP) allein und nur für einen eng umgrenzten Hörplatz kann die
Varianz des Schalldruckverlaufs im Gesamtraum nicht verändern:
Eine messbare Verbesserung an einem Hörplatz muss daher durch
eine entsprechende Verschlechterung an anderen Hörplätzen - auch in unmittelbarer Nähe - erkauft werden,
was schon bei Abweichungen von weniger als 0.5m vom "korrigierten" Platz deutlich
zutage treten kann.
Die
hier gezeigte Methode der Modenkompensation erzielt dagegen
Verbesserungen für alle Hörplätze im Raum. Diese
Verbesserungen weisen auch eine wesentlich höhere Robustheit
gegenüber alltäglichen Veränderungen im Raum auf. Dazu
gehören u.a. sich im Raum bewegende Menschen, geöffnete
Türen und verschobenes Mobiliar. Obwohl Korrekturen
durch parametrische Equalizer hier ebenfalls möglich sind, wurden
nur die Subwoofer ohne Korrekturen und ohne Frequenzweiche
(Tiefpassfilter) gemessen.
Fazit
Angesichts
Kompaktheit, Leistungsfähigkeit und einwandfreier
Übertragungseigenschaften der hier vorgestellten Dipol- und
Cardioid Subwoofer-Architektur, erscheint die gängige Praxis
des
Verzichts auf kontrollierte Richtwirkung im Bassbereich als technisch
überholt.
Ebenfalls
als technisch und klanglich unattraktiv kann der Versuch
angesehen werden, mit herkömmlichen Dipol-Folienlautsprechern (Elektrostaten u. Magnetostaten) eine Basswiedergabe
für Wohnräume zu gestalten. Dies liegt an den dort
ausschließlich für den Tiefbassbereich benötigten
übergroßen Membranflächen, die weitere
akustische
Probleme in anderen Frequenzbereichen nach sich ziehen, sowie an der
Notwendigkeit einer optimalen Platzierung von Dipolschallquellen im
Tieftonbereich: Optimale Position und Einwinkelung für Tiefton
Dipole
stimmen meist nicht mit einer guten Platzierung und Ausrichtung eines
Dipol
Lautsprechers auf den Hörplatz für den Mittel- und Hochtonbereich
überein. Dazu müsste der jeweilige Folienlautsprecher
über
eine sehr
gleichmäßige und frequenzunabhängige
Richtcharakteristik im Mittel- Hochtonbereich verfügen. Genau das
wird aber durch übergroße Membranflächen bei
konventionellen Folienlautsprechern verhindert: Es ensteht meist ein
unregelmäßiges Rundstrahlverhalten, welches eine exakte
Ausrichtung auf den Hörplatz erzwingt.
Die
mit
Abstand schwächste Lösung ist die Kombination eines
Dipol-Flächenstrahlers mit
einem monopolar - also ohne Richtwirkung - abstrahlenden Subwoofer.
Dies gilt in besonderer Weise, wenn Folienlautsprecher und
Woofer/Subwoofer eine räumlich untrennbare Einheit bilden, denn
die Raumanregung des Dipols ist von derjenigen eines monopolaren
Strahlers sehr verschieden. Mit
solchen Konstruktionen kann einer der Hauptvorteile von Dipol- und
Cardioid Lautsprechern, welcher in einer hochwertigen Basswiedergabe
mit reduziertem Raumeinfluss zu sehen ist, nicht genutzt werden. Leider
ist diese Lösung - wohl aus Gründen geringsten
Entwicklungsaufwandes - die gängigste.