Model 2
Nach
in langjähriger Vorarbeit gesammelter
Erfahrung
und dem
Beschreiten neuer Wege in der Konstruktion von Biegewellenwandlern
begann die Entwicklung von
Model 2
im Juni 2009 mit insgesamt vier
modellspezifischen Prototypen. Die wichtigsten Optimierungen an
Prototyp
IV konnten im August 2010 abgeschlossen werden. Weil es auf die
Qualität jeder einzelnen Komponente ankommt, bin ich sehr froh
darüber, daß sich trotz der sehr kleinen geplanten
Stückzahlen
eine überaus konstruktive Zusammenarbeit mit engagierten und
qualitätsbewussten
Material-Zulieferern ergeben hat. Kontrollmessungen
haben gezeigt, daß die nun regulär mit allen
Herstellungsphasen im eigenen Haus gefertigten
Vollbereichs-Biegewellenwandler des
Model 2 die Prototypen aus dem Jahr 2010 im
Impulsverhalten hör- und messbar übertreffen. Eine nochmals
gesteigerte
Feinzeichnung des Hochtonbereichs ist erfahrbar.
Nachdem das
Jahr 2011 ganz im Zeichen der Vorbereitung einer regulären
Einzelanfertigung für
Model 2
stand, hat nun das erste Vorführpaar seine Einspielphase,
Endkontrolle und Raumanpassung absolviert. Die
Anfertigung weiterer Exemplare, welche in Dekor und Bespannstoffen
nach Kundenwunsch individuell gestaltet werden, kann nun beginnen. Jedes Lautsprecherpaar wird nach Bestellung gefertigt
und stellt daher ein unverwechselbares Unikat dar. Einhaltung
der
akustischen Eigenschaften und Paarsymmetrie der Lautsprecher werden in
vielen Einzelschritten während der Herstellung sichergestellt. Die
Fertigung wichtiger Rahmen- und Verkleidungsteile erfolgt durch eine
renommierte Möbelschreinerei.
Zielgruppe
Model 2 wendet sich
ausdrücklich nicht
an Menschen, die High End Anlagen und die Diskussion über deren
spezifische Eigenheiten und
- scheinbar - benötigtes technisches Inventar zu ihrer wichtigsten Freizeitbeschäftigung noch vor dem
Hören von Musik machen möchten.
Model 2 ist ebenfalls
relativ uninteressant
für Menschen, die in einer High End Anlage primär ein optisches
Repräsentationsobjekt suchen, dessen Gestaltung nicht in
allen Aspekten und
jedem Detail der bestmöglichen Musikwiedergabe verpflichtet ist.
Model 2
ist aufgrund seiner wohldefinierten akustischen Schnittstelle zum Raum
und seiner Genügsamkeit im Hinblick auf die
Verstärkerleistung auch
nichts
für Menschen, die den Wert von High End Verstärkern nach
ihrem Platzbedarf, dem Gewicht, exotischen Leistungsdaten oder der
Fähigkeit des Geräts bemessen, bereits durch den aufgenommenen Ruhestrom die
Luft in der Umgebung zum Flimmern zu bringen.
Model 2 ist
völlig uninteressant für Menschen, die sich auf der Grundlage eigener Hörerfahrung
selbst kein Urteil
über einen Lautsprecher bilden möchten und sich daher bevorzugt an
Fremdurteilen orientieren. Die Entscheidung für oder
gegen einen bestimmten Schallwandler ergibt nur durch eigenes Erleben, eigene Hörerfahrung und
eine gewachsene persönliche Überzeugung einen Sinn. Interessenten können
gerne Vergleichslautsprecher ihrer Wahl in meinem Hörraum
aufstellen, sofern Platzbedarf und Aufwand dies als vernünftig erscheinen lassen.
Model 2
stellt sich
jedem direkten Vergleich mit konventioneller Lautsprechertechnik.
Model 2
ist nach meinem aktuellen Kenntnisstand der weltweit einzige
Vollbereichs-Schallwandler, der den
gesamten menschlichen Hörfrequenzbereich mit
einem einzigen Flächenschallwandler im Biegewellenmodus wiedergibt
und dadurch die prinzipbedingten Probleme bisheriger
Mehrwegelautsprecher und
konventioneller Fullrangesysteme klanglich weit hinter sich lässt.
Model 2
ist damit ein einzigartiger Schallwandler ausschließlich für Musikliebhaber, welche unter
den wenigen sein möchten, die den typischen
und bisher unvermeidlich erscheinenden
Lautsprecherklang innerhalb üblicher Wohnräume nun überwinden können,
wenn sie zuhause Musik hören anstatt ein Konzert zu
besuchen.
Das Konzept ermöglicht auch für mehrere im Raum verteilte Personen einen
realitätsnahen Höreindruck, der einem Live-Erlebnis
frappierend nahe kommt.
Model 2
ruht auf einem solide ausgearbeiteten
raumakustisch/gehörphysiologischen Grundkonzept. Dies hat zum
Ziel, die Interaktion zwischen Schallwandlern, Wohnraum und
Hörer(n) im Sinne eines weitestgehend als neutral empfundenen
Übertragungskanals zu
stabilisieren.
Eine "Pseudo-Differenzierung" des Klangeindrucks, in der kleinste
Änderungen der
Hörposition, der Lautsprecher Aufstellung im Wohnraum oder der angeschlossenen Elektronik unmittelbar zu klanglichen
Beeinträchtigungen führen, ist nicht angestrebt. Es geht hier vielmehr um die
Maximierung des genussvoll hörbaren Musikrepertoires und nicht etwa um dessen
Minimierung. Eine feine klangliche Differenzierung findet stattdessen vorrangig auf jener Ebene statt, auf der sie
- eigentlich -
stattfinden soll: Künstlerische Interpretation und Arrangement,
räumliche Gestaltung der Abbildung durch Aufnahmeleiter und
Toningenieur sowie typische klangliche Nuancierungen im Produktionsprozess
unterschiedlicher Musiklabel seien hier genannt.
Model 2
setzt auf gelungene akustische
und
optische Integration in einen
bestehenden Wohnraum. Optische Auffälligkeit oder gar Dominanz
eines als Lautsprecher erkennbaren Objekts im Hörraum sind einer
glaubhaften Reproduktion
von Phantomschallquellen übrigens eher abträglich: Versuche
zur Ortung von Phantomschallquellen werden in Hörversuchen
z.B. durch leuchtende Lampen und andere optische Hinweise auf
die Lautsprecherposition beeinflusst. Dies gilt sowohl für
korrekte als auch für bewusst irreführende Hinweise ...
Anmerkungen zu Materialwahl und Fertigungsprozess
Da die neuartigen Flächenmembranen bei
Model 2 als Komposite aus zum Teil natürlich
gewachsenen Rohstoffen hergestellt werden, stellen Materialauswahl,
eine schonende und materialgerechte Verarbeitung sowie eine rigide
Kontrolle der handwerklichen Fertigungsschritte neben der Grundkonstruktion einen Schlüssel zur
Klangqualität dar. Obwohl bei diesen Lautsprechern als Gesamtsystem
innovative Materialien und Materialkombinationen zur Erreichung ihrer
Eigenschaften eingesetzt werden, ist die Wahl von Montage und
Verbindungstechniken im Detail bewusst sehr konservativ gehalten: Es
werden nur Lacke, Beschichtungen und Verbindungstechniken eingesetzt,
bei denen langjährige Erfahrung mit den Eigenschaften der jeweiligen
Materialkombination besteht.
Auf den Einsatz von Weichmachern und halogenierten
Verbindungen wird vor allem aus Gründen der Haltbarkeit verzichtet. So bekommt
jeder Lautsprecher beste Voraussetzungen dafür mit, daß der
nach einer
anfänglichen Einspielzeit von einigen Tagen eingetretene
Systemzustand über sehr lange Zeit erhalten bleibt. Während
der
Einspielzeit tritt eine deutliche Verbesserung der Eigenschaften ein.
Auch diese Veränderungen stehen bei jedem Einzelstück unter
Beobachtung
und werden messtechnisch dokumentiert. Daher verlassen die Lautsprecher meine
Werkstatt grundsätzlich nur in eingespieltem Zustand und mit individuellem Messprotokoll. Auch
in der Zeit danach ergeben sich ähnlich wie bei einem
Musikinstrument, welches regelmäßig gespielt wird, noch
Verbesserungen in der modalen Überlappung, welche aber eher als
subtil zu bezeichnen sind und sich einer messtechnischen Erfassung weitgehend entziehen.
Technischer AufbauModel 2 verfügt
über eine
Membranfläche, die mehr als
16 konventionellen dynamischen Basschassis von jeweils 18cm
Membrandurchmesser
entspricht. Der Betrieb als Dipol Vollbereichs-Lautsprecher in offener
Schallwand erfordert ein großes Verschiebevolumen, welches
bei diesem
Modell durch seine Membranfläche und einen linearen Hub der
Antriebe von
über +/- 3mm bereitgestellt wird. Die elekrodynamischen
Antriebe verfügen dafür über sog.
unterhängige
Schwingspulen (engl. "underhung coil"), welche sich im genannten Hubbereich mit allen Wicklungen
vollständig im homogenen Teil ihrer Magnetfelder bewegen. Dadurch wird eine Linearität des
Antriebs gewährleistet, welche mittels im Tieftonbereich sonst üblicher
überhängiger Schwingspulen (engl. "overhung coil") nicht möglich ist. Die mechanische Auslenkungsgrenze der
Flächenmembran selbst wird dabei im Betrieb nur zu max. 20%
ausgeschöpft. Der Lautsprecher erreicht dadurch eine sehr gute
Klirrdämpfung. Der angegebene maximale Schalldruck wird im
linearen
Arbeitsbereich des Antriebs erreicht. Aufgrund dieser mechanischen
Auslegung reagiert das System auf moderate
Übersteuerung im Tieftonbereich gutmütig, eine
Schutzschaltung spricht jedoch bei
dauerhafter Übersteuerung an. Da der max. erreichbare Schalldruck
oberhalb des Tieftonbereiches deutlich höher liegt, ist ein Ansprechen der Schutzschaltung auch
als Signal zum Schutz des Gehörs und zur Reduzierung der Lautstärke zu werten.
WiedergabeeigenschaftenZiel der Auslegung war hier weniger die
Erzielung extremer Lautstärken,
sondern einer Wiedergabe im Heimbereich, die im Hinblick auf feinste
Nuancen der Dynamik, Leichtigkeit und Präzision bis in die
tiefsten Register ihresgleichen sucht. Wer aus diesen Gründen
von der Basswiedergabe ausgewachsener und gut konstruierter
Hornlautsprecher fasziniert ist oder bereits sehr
großflächige Fullrange Elektrostaten gehört
hat,
findet hier eine Alternative mit wesentlich dezenterem Erscheinungsbild
im Wohnraum: Im Vergleich zu vielen anderen Vollbereichs
Flächenstrahlern
sind diese Lautsprecher sehr moderat in ihren Abmessungen.
Die
Richtwirkung
von Model 2 als Dipolstrahler im Bassbereich überstreicht einen
Frequenzbereich, der in normalen Wohnräumen durch
Eigenresonanzen des Raums (Raummoden) geprägt ist. Hier und in der
sog.
Transitionszone, welche in manchen Räumen sogar bis in den unteren
Mitteltonbereich ausgedehnt ist, kann ein normaler Wohnraum noch kein
diffuses Schallfeld ausbilden.
Eine Richtwirkung im Tiefon ist in einem Wohnraum daher nicht als
solche wahrnehmbar, sie ermöglicht aber durch Aufstellung und
Ausrichtung der Lautsprecher ein
Ausbalancieren des Bassbereichs durch verminderte Anregung von
Raummoden, welche mit üblichen Monopolstrahlern
ohne Richtwirkung (Geschlossene- oder Bassreflexgehäuse) in dieser
Form nicht
erreichbar ist. Die
Basswiedergabe wird "trockener" und präziser, weil sie durch
unerwünschte Raumanteile weniger beeinträchtigt ist. Auch
Verfärbungen insbesondere des unteren Mitteltonbereichs durch
mögliche Resonanzen des Lautsprechergehäuses entfallen, da
das System im
Prinzip aus einer Flächenmembran in einem allseits offenen
Rahmen
besteht.
Die
Wiedergabe des Biegewellenwandlers unterscheidet sich jedoch auch im Mittel-
und Hochtonbereich deutlich wahrnehmbar von konventionellen
Lautsprechern, welche nach dem Prinzip der kolbenförmigen
Membranbewegung arbeiten. Am auffälligsten ist dabei eine
abgemilderte
Interaktion mit dem Hörraum, welche daher rührt,
daß bei
größeren Winkeln relativ zur Hauptabstrahlrichtung
eine
zunehmende
Phasendekorrelation stattfindet. Die erwähnte Richtwirkung im Bass- und
Grundtonbereich geht im Hochtonbereich in keine scharfe
Bündelung über, wie man
dies von vielen konventionellen Flächenstrahlern und
dynamischen Breitbandsystemen her kennt:
Ein dumpfer, verhangener oder anderweitig verfärbter Klang in
horizontaler oder vertikaler Richtung außerhalb der
Hauptachse
ist diesem System daher fremd.
Durch das
außergewöhnliche Abstrahlverhalten dieses
Biegewellenwandlers fallen
Reflexionen von Raumwänden sanfter aus, Interferenz- und Kammfiltereffekte zwischen dem Lautsprecher und
dessen Spiegelschallquellen - welche durch Reflexionen an
Boden, Seitenwänden und Decke des Hörraums entstehen
- sind stark abgemildert. Dies gilt auch für die sonst unvermeidlichen
Interferenzeffekte
zwischen zwei konventionellen Stereolautsprechern selbst: Diese Interferenz ist insbesondere im
Hochtonbereich mitverantwortlich dafür, daß eine mittig
platzierte Phantomschallquelle auf einer Musikaufnahme oftmals gar
nicht oder nur dann realistisch abgebildet werden kann, wenn der
Hörer
exakt
gleiche
Distanz zu beiden Lautsprechern einhält. Dies kann ebenso als
prinzipbedingtes Problem stereophoner Wiedergabe gesehen
werden wie auch Abweichungen in der Klangfarbe von
Phantomschallquellen, je nachdem unter welchem horizontalen Winkel sie
in einer Aufnahme erscheinen
sollen.
Es
ist ein technisch bedingtes Artefakt, wenn eine
Gesangsstimme eine zeitlang mittig dargestellt wird, jedoch
plötzlich hohe Gesangsformanten oder Zischlaute die Aufmerksamkeit
auf die
Lautsprecher ziehen. Sehr hohe Passagen einer Solovioline bei
gleichzeitig hohem Obertonanteil (abhängig u.a. von der
Mikrofonposition) sind
ebenfalls anfällig für dieses Zusammenbrechen einer
realitätsnahen räumlichen Abbildung, welches sich aber nicht
auf bestimmte Musikgenre oder Aufnahmetechniken beschränkt. Leider
sind die Ursachen in solchen Fällen oft nicht allein in einem
unausgewogenen Amplitudenfrequenzgang oder einem schwankenden
Bündelungsmaß des Lautsprechers zu suchen, sondern direkt auf Defizite der stereophonen Wiedergabe
zurückzuführen. Hat
ein Lautsprecher einmal die Aufmerksamkeit auf sich selbst
als Schallquelle gelenkt, dann wird es sehr
schwierig eine glaubhafte räumliche Abbildung für den
Hörer aufrecht zu erhalten.
Dennoch ist es möglich, sogar diese aus der stereophonen Wiedergabe selbst herrührenden
Schwächen durch geeignete Konstruktion von Lautsprechern zu
umgehen oder so stark abzumildern, daß sie
gehörmäßig nicht mehr in Erscheinung treten. Das Ziel
ist hierbei die Neutralisierung
widersprüchlicher Richtungsinformation,
welche von einem stereophonen System im Bereich hoher Frequenzen
übertragen werden kann, wenn keine Orientierung an tiefen und mittleren
Frequenzen mehr möglich ist.
Durch
die bereits beschriebenen
- und nach bisherigen Maßstäben noch völlig lautsprecheruntypischen - Eigenschaften wirkt die Wiedergabe über
Model 2, als habe der Hörraum eine wesentlich bessere
Akustik als beim Betrieb konventioneller Lautsprecher, welche
sehr harte Reflexionen und ausgeprägte Interferenz hervorrufen.
Der resultierende deutliche Zuwachs an Wiedergabequalität wird im gesamten Raum unmittelbar wahrgenommen. Der
Hörraum bleibt zwar derselbe, wird jedoch in anderer
Weise angeregt als beim Betrieb konventioneller Lautsprecher. Dies
ergibt auch für den immer im Raum vorhandenen
Nachhall ein deutlich
diffuseres Schallfeld mit einer geringeren interauralen Korrelation,
welche sowohl in Regieräumen für
Lautsprecherwiedergabe als auch in Konzertsälen
erwünscht ist, um einen guten räumlichen Eindruck von
der Darbietung zu erhalten:
"Ein
Maß für
die Ähnlichkeit der an beiden Ohren anliegenden Schallsignale ist die
interaurale Kreuzkorrelation, die möglichst gering sein soll, um einen
möglichst guten räumlichen Eindruck des Konzertsaals
zu
vermitteln." (
[1] S. 146 )
Anders
als die nur für einen bestimmten Hörplatz passende Kompensation der Impulsantwort im Hörraum mit Geräten
zur sog. digitalen Raumkorrektur, setzt der hier vorgestellte Ansatz
ursächlich an
der
Interaktion zwischen Lautsprecher und Hörraum an. Ein Hörraum
lässt sich nicht "digital korrigieren", lediglich die
Interaktion
des Lautsprechers mit dem Hörraum lässt sich mit solchen
Geräten für einen bestimmten Punkt im Raum durch eine Modifikation des Lautsprechereingangssignals verbessern.
Bereits weniger als einen Meter von dem Hörplatz entfernt, für den diese Modifikation gültig ist, kann die gut
gemeinte "Korrektur" jedoch in eine Verschlechterung umschlagen. Der
Einfluss solcher Geräte auf störende Einflüsse durch Raumreflexionen ist bei
mittleren und hohen Frequenzen ohnehin eher gering, vgl. hierzu
[2] .
Ein
Lautsprecher mit sehr gleichmäßigem Abstrahlverhalten,
hervoragendem Impulsverhalten und sanft zunehmender Phasendekorrelation
für größere Abstrahlwinkel, erzeugt eine
präzise räumliche Abbildung der Phantomschallquellen auf der
Musikaufnahme und ermöglicht gleichzeitig ein wesentlich
diffuseres Nachhallfeld. Die
Klangqualität verbessert sich deshalb nicht nur für einen
einzelnen eng umgrenzten Hörplatz, sondern im gesamten
Raum. Das Problem mit dem Direktschall eng korrelierter früher Reflexionen im
Hörraum wird zu einem erheblichen Teil umgangen.
Die
aufnahmeseitigen akustischen Eigenschaften des
ursprünglichen Schallereignisraums, sei dies ein
Konzertsaal oder der virtuelle Schallereignisraum einer
Studioproduktion, gewinnen gegenüber dem Wiedergaberaum
deutlich an Gewicht. Einige hochwertige Lautsprecher sind in der Lage,
bei guten Musikaufnahmen und unter entsprechenden raumakustischen
Bedingungen für den Hörer subjektiv zu verschwinden und
vollständig hinter die Phantomschallquellen der
Musikaufnahme zurückzutreten. Mit diesen
Vollbereichs Biegewellenlautsprechern wird das
subjektive Verschwinden zum Normalfall während der
Musikwiedergabe. Es bedarf schlechter Aufnahmen oder einer Störung
innerhalb
der Übertragungskette, damit die Lautsprecher selbst als
ortbare Schallquellen in Erscheinung treten.
Beide
Biegewellen Modelle sind ganz bewusst keine
Lautsprecher, mit denen die Wiedergabe von Aufnahmen
mittlerer oder sogar geringerer Qualität plötzlich
jedes Hörvergnügen vermissen lässt.
Wer über eine gewisse Hörerfahrung verfügt,
dem ist bekannt, daß wir neben den
Eigenschaften unseres jeweiligen Wiedergaberaums ebenso
akzeptieren müssen, daß manche Musikaufnahme in ihrer räumlichen Darstellung oder ihrer klanglichen
Ausgewogenheit nicht immer unserem Geschmack entspricht, auch wenn sie uns vielleicht aus musikalischen Gründen ans
Herz gewachsen ist.
Ein Lautsprecher kann und
soll nicht bestimmte
Musikaufnahmen nach dem jeweiligen Geschmack des Hörers umgestalten. Jede
Abweichung von einer tonalen Neutralität
wird sich zwangsläufig bei mindestens ebenso
vielen Aufnahmen negativ bemerkbar machen, wie durch ein
bestimmtes Sounding geschönt werden könnten. Die
unerwünschte Einschränkung des hörbaren
Repertoires wäre die Folge, denn ein Lautsprecher mit
deutlicher
Abweichung von tonaler Neutralität ist in seiner Funktion auf
bestimmte Musikgenre
oder Aufnahmetechniken beschränkt. Das
graduelle Ausblenden des Hörraums kommt jedoch in der Praxis
der
Wiedergabe jeder Musik- oder Sprachaufnahme
zugute, denn die Interaktion der Lautsprecher mit dem Hörraum
ist
eine der wichtigsten Quellen für Abweichungen von einer
unverfärbten Musikwiedergabe. Das höhere
Maß an
Diffusivität im
reflektierten Schallanteil des Hörraums stellt
eine objektive Verbesserung der Wiedergabequalität dar, ebenso
wie
eine gleichmäßige und nahezu
frequenzunabhängige Richtwirkung der Lautsprecher.
Selbstverständlich
werden ausgewogene Aufnahmen mit guter
räumlicher
Darstellung in ihrer Qualität nochmals deutlich
gegenüber anderen hervorgehoben. Die Akustik des
Schallereignisraums tritt sehr plastisch zutage,
und die Phantomschallquellen der jeweiligen auditorischen
Szenerie haben sehr definierte Positionen durch Winkel
und Entfernung. Die Zähmung besonders der frühen
Raumreflexionen zusammen mit einer dem Direktschall
weitestgehend entsprechenden spektralen Energieverteilung
im Diffusschall ermöglicht es, die auf vielen
Aufnahmen vorhandene Tiefenstaffellung erstmals in
vollem Umfang zu erfahren.
Aufstellung der Lautsprecher im Hörraum und Anpassung an den Hörraum
Wie
bei jedem technischen System kann auch bei hochwertigen
Lautsprechern für Wohnräume ein Systemverhalten nur in Bezug
auf die jeweiligen Schnittstellen zur Außenwelt sinnvoll
ausgelegt werden.
Bei
Heimlautsprechern sind diese Schnittstellen durch die Interaktion
zwischen den Lautsprechern selbst, dem Wohnraum und dem Hörer
gegeben.
Dipol
Lautsprecher haben durch ihre Richtwirkung im
Bassbereich einen Grundvorteil, weil die Anregung von Raummoden
insbesondere in der Höhe und in Querrichtung des Raums vermindert
- bzw. durch Position und Anwinkelung der Lautsprecher ausbalanciert
werden kann. Der potentielle Vorteil einer präziseren
Basswiedergabe, welche vor allem im mittleren und oberen Bassbereich
weniger durch Einschwingvorgänge des Raums dominiert wird, kann
jedoch bei einem Fullrange Dipol leicht zunichte gemacht werden. Dies
wird um so wahrscheinlicher, je mehr die Aufstellung von Dipol
Lautsprechern und deren Einwinkelung zum
Hörplatz durch eine zu enge Abstrahlung des Mittel- und
Hochtonbereichs diktiert wird, und eine breitbandige Feinoptimierung
der Basswiedergabe und der überaus wichtigen Transition in den
unteren Mitteltonbereich dadurch ins Hintertreffen gerät. Ohne
eine solche raumspezifische Optimierung von Aufstellung und
Einwinkelung ist es kaum möglich, einen offenen und transparenten
auditiven Eindruck des Systems herzustellen, weil ein unausgewogener
(oberer) Bassbereich starke
Verdeckungs- oder Maskierungseffekte
auch für höhere Frequenzbereiche zur Folge hat. Viele der
z.T. sehr
hilflos anmutenden Versuche in manchen Teilen der High End Szene,
solche Defizite
über "Kabeltuning" oder ein bestimmtes "Sounding" durch
unterschiedliche Verstärker in den Griff zu bekommen, sind von
vornherein zum Scheitern verurteilt. Bei Situationen, in denen
raumakustische
Anpassungsprobleme die eigentliche Ursache mangelnder Transparenz sind,
ist der Diskussionsbedarf naturgemäß unbegrenzt, wenn auf
nicht zielführende Maßnahmen gesetzt wird.
Auch um diesen altbekannten Zielkonflikt aufzulösen verfügt
Model 2 über ein speziell ausgelegtes
Abstrahlverhalten
bei mittleren und hohen Frequenzen, welches einer
breitbandigen Optimierung des Bassbereiches durch korrekte Aufstellung nicht mehr entgegensteht. Während bei hohen Frequenzen
>4Khz praktisch keine Richtwirkung vorhanden ist, zeigt sich lediglich von ca. 1,5
... 4Khz ein sehr sanfter Abfall außerhalb der Achse, der aber auch bei großen Winkeln ca. 4dB nicht übersteigt
.
Selbst bei nur sehr leichter Anwinkelung beider Lautsprecher, welche so gestaltet
werden kann, daß sich die Achsen beider Lautsprecher erst
deutlich hinter den entferntesten Hörplätzen kreuzen, bleibt die volle
Brillanz und Luftigkeit des Klangbilds auf allen Plätzen erhalten.
Doch es wird eine weiterere Eigenschaft genutzt, um auch bei seitlichem
Versatz von nahen Hörern aus der Stereomitte eine tonal glaubhafte
Darstellung von Phantomschallquellen zu unterstützen:
Wenn
mit mehreren Personen gehört wird, haben einige Hörer oft
unvermeidlich einen Platz mit seitlichem Versatz zur Stereomitte. Wie
bei einer gedachten echten Schallquelle in der Stereomitte, wird der
Hörer sich intuitiv etwas zur Mitte hin ausrichten, um seinen
seitlichen Versatz auszugleichen. Der dadurch tonal eintretende Effekt
entspricht jedoch normalerweise nicht demjenigen bei einer echten
mittigen Schallquelle. Der entferntere Lautsprecher kommt für
diesen Hörer jetzt in Relation zwar mehr von vorn, aber der Schall des
näheren Lautsprechers fällt jetzt mehr von der Seite auf das zugewandte
Ohr.
Die kopfbezogene Übertragungsfunktion mit
der richtungsgebundenen Filterwirkung der Ohrmuscheln erzeugt bei
Schalleinfall von vorn eine relative Anhebung im Bereich um 3Khz, diese
ist jedoch nun für den entfernteren Stereokanal in Relation stärker
ausgeprägt als für den näheren, was zu einer
unrealistischen Tonalität gegenüber
einer "echten" (mittigen) Schallquelle bei dieser Art der Kopf- oder Körperbewegung führt.
Die
Auslegung
von Model 2 ermöglicht nun eine sehr sanfte Betonung des
Frequenzbereiches um 3Khz für den näheren Stereolautsprecher,
denn der seitliche Versatz führt den Hörer bei der oben
beschriebenen Aufstellungsvariante näher zu seiner Wirkungsachse,
während er sich aus der Wirkungsachse des
entfernteren Lautsprechers herausbewegt und dort der betreffende
Frequenzbereich dadurch minimal abgesenkt wird.
Die Auslegung der
Abstrahlcharakteristik ist also im Sinne einer Kompensation gehörphysiologisch günstig
und entspricht nicht den willkürlichen Schwankungen des
Abstrahlverhaltens üblicher Mehrwegelautsprecher. Eine tonal
glaubhafte Darstellung wird auch auf Plätzen mit deutlichem seitlichem
Versatz unterstützt, selbst wenn dort die aufnahmegerechte
räumliche Abbildung etwas an Umrissschärfe verlieren kann.
Die Aufstellung aller
hier gezeigten Dipol Lautsprecher erfolgt mit einem
Mindestabstand von ca. 1,20m zu einer rückwärtigen
Wand. Die relative Nähe einer
seitlichen Wand ist normalerweise nicht sehr störend, jedoch
sollten für beide Lautsprecher möglichst
ähnliche Aufstellungsbedingungen im Raum gefunden werden.
Die gutmütigen
Eigenschaften dieser
Lautsprecher in ihrer Interaktion mit dem
Hörraum sollten nicht dazu verleiten, die Raumakustik völlig zu vernachlässigen.
Eine ausreichende Raumgröße ab etwa 18qm,
die richtige Aufstellung der Lautsprecher und eine
ausgewogene Diffusierung und Bedämpfung von Seitenwänden, Boden und Zimmerdecke wirken sich wie bei jedem Lautsprecher
deutlich positiv aus und helfen dabei, das bestmögliche Klangerlebnis zu erreichen. Das
hörraumtolerante Gesamtkonzept
dieser neuartigen Vollbereichs-Biegewellenlautsprecher
berücksichtigt jedoch die Tatsache, daß die meisten
Wohnräume
in erster Linie
Lebensräume sind, welche von ihrer bestehenden Architektur
her nicht kompromisslos nach Regeln der Raumakustik
umgestaltet werden können.
Ein
integriertes und leicht bedienbares Netzwerk
zur Raumanpassung ermöglicht bei
Model 2 eine Feinjustage des
Pegels derjenigen
Frequenzbereiche, in denen sich durch unterschiedliche
Raumgrößen, Lautsprecher- und
Abhörpositionen
Differenzen im Schalldruckfrequenzgang ergeben können. Jedes
Lautsprecherpaar wird standardmäßig im Rahmen von
Hörprobe und Messung individuell im jeweiligen Raum aufgestellt
und abgestimmt.
Auswahl des Verstärkers
Ausgewogener
Impedanzverlauf und hoher
Wirkungsgrad ermöglichen je nach individuellen
Hörgewohnheiten den Einsatz von
Verstärkern mit moderater Leistung. Wenn gewünscht,
können daher Umweltressourcen und das für die Gesamtanlage
geplante Budget durch
die Anschaffung eines
kleinen aber feinen Verstärkers geschont
werden, ohne daß damit irgendwelche klanglichen Einbußen
einhergingen.
Neben konventionellen
Transistor-Verstärkern in Class A/B Schaltungstechnik werden damit
auch
reine Class A Verstärker
und manche gute Ausführungen prozessorgesteuerter
pulsmodulierender Verstärker (Class D, "Class T") als Endstufen
interessant, welche z.T.
äußerst kompakte Bauformen ermöglichen und bei Bedarf
unauffällig auch in direkter Nähe der Lautsprecher plaziert werden
können.
Auch als Lautsprecher für Röhrenverstärker ist
Model 2
eine Empfehlung, sofern es sich beim konkreten Verstärker um ein
qualitativ hochwertiges Modell in gutem Zustand handelt und der
Ausgangsübertrager des Verstärkers
über eine 4 oder 6 Ohm Anzapfung verfügt.
Model 2
ist für den Einsatz an üblicher
Verstärker-Schaltungstechnik mit Steuerung der Ausgangsspannung
ausgelegt. Für Endstufen mit Steuerung des
Ausgangsstroms ("Current Drive") kann im Einzelfall sogar eine
vollständige Impedanzkompensation angefertigt werden, die den
Wirkungsgrad des Lautsprechers jedoch etwas absenkt. Diese Option ist
ebenso für manche Röhrenverstärker interessant.
Unabhängig davon besteht die Möglichkeit, die
akustisch/mechanische Bedämpfung des Tiefbassbereiches an den
Einsatz von Verstärkern mit sehr geringen Dämpfungsfaktoren im Sinne einer Kompensation
anzupassen.
Optionen bei Einsatz und Auswahl besonders von Endverstärkern können - und sollten - ebenso wie
raumakustische Fragen gerne bereits im Vorfeld einer geplanten Anschaffung
von Lautsprechern erörtert werden.
Dipol Fullrange System Model 1
| Vollbereichs-Flächenstrahler Model 1
Funktionsprinzip.............Biegewellenwandler Membranfläche...............2700
cm^2
Übertragungsbereich.......34Hz
… 20Khz Abmessungen
B x H x T...58 x 128 x 7 cm ohne Standfuß
Entwicklungsstand..........Getesteter Prototyp
Nahezu
frequenzunabhängige Richtwirkung
Keine Übernahmeprobleme unterschiedlicher Wandler
Sehr geringe Laufzeitverzerrungen
Resonanzminimierter
Schalldruckfrequenzgang
Einzelanfertigung
|
Aus
den Erfahrungen mit den Prototypen des
Model 2
wurde
dieser Dipol
Flächenlautsprecher abgeleitet. Ursprünglich war das
Ziel lediglich der Test eines alternativen Membranmaterials. Die Tests
waren jedoch so vielversprechend, daß nach insgesamt drei
eigenen modellspezifischen Prototypen auch dieses System erstmals im
April 2010 seine Qualitäten als Vollbereichs
Biegewellenlautsprecher unter Beweis stellen konnte. Im Hinblick
auf die Herstellung der Membranen erlaubt dieses Modell einen im
Vergleich zu
Model 2 verringerten Fertigungsaufwand. Dafür waren jedoch eine vollständig neue
Rahmenkonstruktion und eine geänderte Ansteuerung erforderlich,
um den Eigenschaften des verwendeten Membranmaterials gerecht zu werden.
Vorüberlegungen für eine mögliche reguläre Fertigung von
Model 1 waren schon recht weit
gediehen. Derzeit sieht es jedoch so aus, daß es neben dem bereits vorführbaren
Model 2 als "Statement Modell" eine neue Technik geben soll: Diese Technik wird hier als
Virtueller Biegewellen-Lautsprecher bezeichnet.
Ein mit dem
Model 1 Entwurf vergleichbares Modell - evt. mit reduzierten Abmessungen - könnte dann mit dieser Technik realisiert werden.
[1]
http://medi.uni-oldenburg.de/download/docs/lehre/kollm_phystechmed_akustik/aku6.pdf
[2] http://www.zehner.ch/faqraumakustik.htm#5[3] http://www.davidgriesinger.com/spac4.pdf
[4] http://www.chrgsummerinstitute.com/Russ%20Altermatt%20-%20Listener%20Envelopment.pdf